Die „goldenen 20er Jahre“ in Kleinostheim

Wussten Sie eigentlich,

dass zum Jahresende hier kein Ereignis geschildert wird, das sich auf einen bestimmten Tag bezieht, sondern auf ein ganzes Jahrzehnt. Nämlich die oft zitierten „Goldenen 20er Jahre“. Die 20er Jahre waren vielleicht im Showgeschäft in Berlin golden. In Kleinostheim sicher nicht. Hier herrschten Armut und bittere Not. Die Inflation hatte alle Geldvermögen vernichtet. Die Besitzer von Sachwerten waren zwar etwas besser dran, aber sie konnten mit ihren Sachwerten auch nicht viel anfangen, da ja niemand Geld hatte. In Deutschland gab es 5 bis 6 Millionen Arbeitslose. Die Gemeinde versuchte durch Notstandsmaßnahmen die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Aber die Gemeinde hatte kein Geld um diese Maßnahmen zu finanzieren. Bei verschiedenen Stellen bettelte sie um Kredite, die aber meistens verweigert wurden. Die Gemeinde versuchte auch zu Geld zu kommen, indem sie eigene Steuern erhob z.B. wurden besteuert: Tanzveranstaltungen, Theateraufführungen, Bier, Getränke, Spielkarten, Hunde, Lieferungen von Waren per Bahn, Schiff, Auto oder Fuhrwerk. Die Arbeitslosen wurden von der Gemeinde hauptsächlich im Straßen- und Wegebau beschäftigt. In vielen Gemeinderatsprotokollen ist zu lesen, dass bei der Vergabe von Jobs, arbeitslose, ausgesteuerte Familienväter bevorzugt werden. Pfarrer Hepp organisierte mit den Schwestern in der „Kinnerschul“ eine Kinderspeisung für die Kinder von Arbeitslosen. Nicht wenige versuchten der Arbeitslosigkeit zu entgehen, indem sie sich selbständig machten. Es gab viele Anträge auf die Genehmigung für ein Gasthaus, Café, Erfrischungshalle oder einen Flaschenbierhandel. Aber was nützt ein Handel, wenn die Kundschaft kein Geld hat? Einmal veranstaltete der Gemeinderat eine Sammlung von Haus zu Haus und übergab das Ergebnis der Sammlung den Bedürftigen von Kleinostheim. Zeitweise wurde auch eine Brotverbilligung durchgeführt. Es waren wahrlich keine goldenen Jahre.

Bild der Woche

Das Winterbild vom 19.Februar 1929 zeigt den zugefrorenen Main in der Nähe der alten Schleuse, ein in den letzten Jahrzehnten sehr selten gewordenes Bild.
Das Winterbild vom 19.Februar 1929 zeigt den zugefrorenen Main in der Nähe der alten Schleuse, ein in den letzten Jahrzehnten sehr selten gewordenes Bild.

Wort der Woche

Absdenad:
Abgeneigt, nicht mögen

Horscht emol ihr Leit:
Des Wort der Woche kimmt heit des letzte Mol.
Basst uff eich uff un bleibt gesund.

Anmerkung des Vorstands: Wir danken unserem Mitglied Burgl Ehmann, die nach Barbara Watzl lange Zeit das Wort der Woche gemanagt hat.

Termin:

Unser nächstes Mitgliedertreffen findet am Mittwoch, den 3. Januar um 19.30 Uhr im Schützenhaus statt. Zu Beginn werden einige kurze Filme aus früheren Zeiten vorgeführt.
Gäste sind wie immer willkommen.

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